Being Beethoven: Achtzehn Monate lang hat der Autor Tilman Strasser den BeethovenBot betrieben. Die virtuelle Präsenz des Komponisten speiste sich aus dessen Briefen – und reagierte damit auf Corona-Krise, Politik und Pöbeleien auf Twitter. In diesem Essay ziehen Bot und Briefdurchsucher Bilanz.

BeethovenBot
16.12.2019 - 30.9.2021
Mit Beginn von BTHVN2020 startete das Literaturhaus Bonn seinen »BeethovenBot« – ein Twitterprojekt in Kooperation mit dem Beethoven-Haus Bonn und gefördert von der Jubiläumsgesellschaft, das während des gesamten Festjahrs aktiv ist: Der BeethovenBot ist eine virtuelle Präsenz Ludwig van Beethovens. Auf Basis seiner Briefe und Konversationshefte entsteht in mal zarten, mal markigen, stets überraschenden Worten eine Persönlichkeit in sozialen Netzwerken. Die beschränkt sich nicht allein auf historische Abbildung, sondern tritt auch in zeitgemäße, unterhaltsame Interaktion (»Ich verbitte mir bey meinem Scherz alle Mißdeutung!«) – mit Autor*innen der Gegenwart sowie mit Interessierten aus aller (digitalen) Welt. Der Bot wird selbst aktiv, reagiert auf Ereignisse des Festjahrs, antwortet auf User-Fragen. Dabei sind seine Äußerungen Original-Beethovenzitate; sie stammen aus einem Textpool, in den Beethovens schriftliche Äußerungen eingespeist sind.
Sichtbar wird der Bot auch in Twitterfenstern auf den Startseiten von Jubiläumsgesellschaft, Beethoven-Haus und Literaturhaus Bonn. Und es gibt Twitterwalls (Monitore, die den Twitterverlauf anzeigen) an öffentlichen Orten in Bonn.
Hinter dem Bot verbirgt sich der Autor und Literaturvermittler Tilman Strasser. Im Autrag des Literaturhauses Bonn redigiert er das Textmaterial, lanciert die Narrative über das Jahr hinweg und lenkt auch kurzfristige Interaktionen. Strasser ist Jg. 1984, studierte Violine am Richard-Strauss-Konservatorium München und Kreatives Schreiben an der Universität Hildesheim. Er schrieb einen Roman über den klassischen Musikbetrieb (»Hasenmeister«, 2015) und arbeitete in Kommunikation und Programm für das Literaturhaus Köln.